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Was ist Albumin?
Albumin ist ein wichtiges Bluteiweiß (Protein), das in der Leber gebildet wird. Zusammen mit den Globulinen bildet es die bedeutendste Gruppe der im Blut vorkommenden Proteine. Albumin transportiert Stoffe im Blut und trägt einen großen Teil dazu bei, den Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe zu verhindern.

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Inhaltsverzeichnis
- Was ist Albumin?
- Wann wird Albumin bestimmt?
- Albumin: Normalwerte (Referenzwerte)
- Wann ist Albumin erhöht?
- Wann ist Albumin erniedrigt?
- Was tut der Arzt bei verändertem Albumin-Wert?
Häufig sind es Lebererkrankungen oder Nierenerkrankungen, die zu einem Mangel an Albumin führen. Typisches Symptom sind Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme).
Zu den Aufgaben des Albumins zählen:
- Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks: durch die Bindung von gelösten Teilchen (Kolloide) hält Albumin die Flüssigkeitsmenge innerhalb und außerhalb der Blutgefäße konstant. Ein Mangel an Albumin führt durch den sinkenden kolloidosmotischen Druck zu einem Flüssigkeitaustritt aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe. Es bilden sich Ödeme (Wasseransammlungen, oft in Beinen und Armen, die entstehenden Schwellungen lassen sich eindrücken)
- Transport nicht wasserlöslicher Stoffe im Blut:Hormone, Medikamente, Vitamine, Fettsäuren und andere Stoffe binden vorübergehend an Albumin. Nur so können sie im Blut transportiert werden. Zu beachten ist, dass die Wirkung einiger Medikamente durch die Bindung an Albumin beeinflusst werden kann.
Wann wird Albumin bestimmt?
Der Verdacht auf einen Albuminmangel besteht bei Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe (Ödeme). Die Ödeme zeigen sich oft an Armen und Beinen, können aber auch andere Bereiche betreffen. An den Körperstellen mit Ödemen zeigen sich eindrückbare Schwellungen. Die Flüssigkeitseinlagerungen können ein Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung sein.
Häufige Ursachen für einen Albuminmangel sind:
- Lebererkrankungen: Albumin wird in der Leber produziert. Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung wird Albumin zusammen mit anderen Leberwerten bestimmt, um eine Funktionsstörung der Leber nachzuweisen. Beispielsweise bei Leberentzündung (Hepatitis) oder Leberzirrhose (Endstadium eines schweren Leberschadens) ist Albumin durch die eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Organs reduziert.
- Nierenerkrankungen, Proteinverlust über die Niere
- Darmerkrankungen, wässrige Durchfälle mit erhöhtem Eiweißverlust
- Krebserkrankungen
- schwere Verbrennungen
- Mangelernährung: bei Proteinmangel fehlen Bausteine für die Herstellung von Albumin.
Besteht der Verdacht auf eine der genannten Erkrankungen, wird Albumin zusammen mit anderen Blutwerten (Leber-, Nierenwerten) bestimmt. Dies dient der Diagnose oder der Ermittlung der Prognose bei Verlaufskontrollen.
Die Bestimmung der Albuminkonzentration im Urin erfolgt bei Verdacht auf eine Nierenerkrankung oder Diabetes beziehungsweise bei Verlaufskontrolle dieser Erkrankungen.
Eine Liquoruntersuchung (Untersuchung des Nervenwassers, das Gehirn und Rückenmark umgibt) kann ebenfalls auf Albumin erfolgen. Dies wird bei Verdacht auf Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS), die nicht im Blut nachgewiesen werden können, durchgeführt:
- Meningitis (Entzündung der Hirnhäute und Rückenmarkshäute)
- Enzephalitis (Gehirnentzündung)
- Multiple Sklerose
- Hirntumore
- Schädel-Hirn-Trauma
- Tumore des Rückenmarks oder der Hirnhäute
Albumin wird hier im Rahmen einer Standard-Liquordiagnostik mitbestimmt.
Albumin: Normalwerte (Referenzwerte)
Albumin kann im Blutplasma, im Urin und im Liquor („Nervenflüssigkeit“) bestimmt werden.
- Der Normalwert für Albumin im Blutserum liegt bei 3500 bis 5200 mg/dl (Milligramm pro Deziliter).
- Im Morgenurin ist der Referenzwert, der nicht überschritten werden sollte, 20 mg/l (Milligramm pro Liter).
- Wenn der Albumingehalt in einer 24-Stunden-Sammelprobe gemessen wird, sollte der Gehalt unter 30 mgliegen.
Unterschieden werden bei erhöhten Albuminwerten im Urin:
- Mikroalbuminurie (geringer Albuminverlust) bei 30 bis 300 mg in 24 Stunden (oder 20 bis 200 mg/l im Morgenurin)
- Makroalbuminurie (starker Albuminverlust) bei über 300 mg in 24 Stunden (über 200 mg/l im Morgenurin)
Die Konzentration von Albumin im Liquor (Nervenwasser) gehört zur allgemeinen Liquordiagnostik bei Verdacht auf Erkrankungen des Zentralen Nervensystems. Der Wert wird nur in Zusammenhang mit den Blutserumwerten betrachtet, der Quotient aus beiden ergibt folgende altersabhängige Normwerte:
Alter | Albuminquotient Liquor/Serum (x 0,001) |
---|---|
Neugeborene | < 28 |
Säugling 1. Lebensmonat | < 15 |
Säugling 2. Lebensmonat | < 10 |
Säugling 3. Lebensmonat | < 5 |
Kleinkinder bis 6 Jahre | < 3,5 |
6 bis 15 Jahre | < 5 |
15 bis 40 Jahre | < 6 |
> 40 Jahre | < 8 |
Wann ist Albumin erhöht?
Ein erhöhter Albuminwert im Blut ist selten und hat in der Regel keinen Krankheitswert. Ursache kann ein Flüssigkeitsmangel durch Verlust bei schweren Durchfallerkrankungen oder zu geringer Aufnahme in großer Hitze sein (Dehydratation). Im Verhältnis zum Flüssigkeitsgehalt des Blutplasmas sind in diesem Fall sämtliche Blutwerte verändert.
Erhöhte Albuminwerte im Urin können auf eine Nierenschädigung hindeuten. Ursachen für den Nierenschaden sind neben Entzündungen häufig Bluthochdruck oder Diabetes.
Erhöhtes Albumin im Liquor (Nervenwasser, gewonnen durch Rückenmarkspunktion – Einführen einer Nadel in den Rückenmarksraum) kommt bei folgenden Erkrankungen vor:
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Gehirnentzündung (Enzephalitis)
- Tumor in Gehirn oder Rückenmark
- Schädel-Hirn-Trauma
- Guillain-Barré-Syndrom, entzündliche Veränderung des Nervensystems, vermutlich verursacht durch vorhergehende Entzündung
Wann ist Albumin erniedrigt?
Zu einem niedrigem Albumingehalt im Blut kommt es häufig durch folgende Erkrankungen:
- Lebererkrankung: verminderte Produktion von Albumin bei Leberentzündung (Hepatitis) oder Leberzirrhose (Endstadium eines schweren Leberschadens)
- Nierenerkrankung: Proteinverlust über die Niere bei eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit, verursacht beispielsweise durch Entzündungen der Niere (Nephritis) oder Bluthochdruck
- Darmerkrankungen: wässrige Durchfälle mit erhöhtem Eiweißverlust (Enteropathie)
- Krebserkrankungen
- schwere Verbrennungen
- Mangelernährung: fehlende Bausteine für Albumin bei Proteinmangel
Während der Schwangerschaft kommt es zu einem physiologischen (normalen) erniedrigten Albumingehalt. Besonders tritt dieser im letzten Drittel der Schwangerschaft auf. Grund ist der Verdünnungseffekt durch die Zunahme des mütterlichen Plasmavolumens. Dies hat keinen Krankheitswert und reguliert sich in der Regel mit der Geburt.
Erniedrigtes Albumin im Urin oder Liquor hat keine Bedeutung.
Was tut der Arzt bei verändertem Albumin-Wert?
Bei veränderten Albuminwerten in Blut, Urin oder Liquor sollte grundsätzlich die Ursache dafür gefunden werden. Ödeme (Wasser im Gewebe) bilden sich unter anderem bei einem reduzierten Albumingehalt im Blutserum. Sie sind ein wichtiges Symptom bei Leber-, Nieren- oder Darmerkrankungen, können aber auch Herz- oder Gefäßerkrankungen als Ursache haben.
Bei Verdacht auf oben genannte Erkrankungen helfen häufig bereits ein ausführliches Patientengespräch, weitere Blutuntersuchungen (Leberwerte und Nierenwerte, Blutbild) und Urinuntersuchungen, um eine Diagnose zu stellen.
Folgende Symptome und Risiken sind typisch für die entsprechenden Krankheiten und wichtig zu erwähnen:
- Verdacht auf Lebererkrankungen bei Oberbauchschmerzen auf der rechten Seite, Völlegefühl, Gewichtsverlust, Leistungsverlust, Abgeschlagenheit, Gelbsucht der Haut und Bindehaut der Augen (Ikterus), vergrößertem Bauch
- Nierenerkrankungen gehen einher mit Gewichtsverlust, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, starkem Durstgefühl, häufigem und teils schmerzhaftem Wasserlassen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, erhöhtem Albumingehalt im Urin bereits in frühen Krankheitsstadien
- Darmerkrankungen mit wässrigen Durchfällen, Erbrechen, Bauchschmerzen
- Wasseransammlungen in Beinen und Armen, die sich als eindrückbare Schwellungen darstellen (Ödeme), können grundsätzlich bei allen dieser Erkrankungen auftreten.
Kann in der Blutprobe, mit Hilfe der Urinuntersuchung oder Liquoruntersuchungen keine eindeutige Ursache für veränderte Albuminwerte gefunden werden, helfen möglicherweise bildgebende Verfahren wie Ultraschall (von Organen der Bauchhöhle) beziehungsweise CT oder MRT (Zentrales Nervensystem, Bauchhöhle).
Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache.